20 Jahre EGZ

Seit zwei Jahrzehnten gibt es das Existenzgründerzentrum Ingolstadt (EGZ) nun schon. Geschäftsführer Hannes Schleeh zieht Bilanz und gibt Ausblicke für die Zukunft.

 

Die Daten von zwei Dekaden zeigen, dass das EGZ eine gute Adresse für Gründer ist: Seit 1998 sind 295 Unternehmen im EGZ eingezogen. Aktuell haben 67 Firmen ihren Geschäftssitz im Gründerzentrum. Insgesamt wurden ca. 720 Arbeitsplätze geschaffen. Im Angebot hat des EGZ knapp 2.000 m² Büro-, 1.300 m² Werkstatt- und 840 m² Lagerfläche.

Sie sind jetzt seit fast 4 Jahren als Geschäftsführer für das EGZ tätig. Was waren Ihre bisherigen Highlights?

Die Aufgabe im EGZ hat mich schon immer gereizt.  Gründerinnen und Gründern auf ihrem spannenden Weg in die Selbständigkeit zu helfen ist für mich eine sehr erfüllende Berufung.  Die Highlights in meiner Zeit als Geschäftsführer waren, nicht nur an der Entstehung neuer Startups mitzuwirken, sondern auch der Aufbau des China Zentrum Bayerns.  Mein spezielles Baby war das Startup-Barcamp, das wir in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ausgerichtet haben. Mit diesem sehr offenen und demokratischen Veranstaltungsformat wollen wir besonders Menschen motivieren, die eine Idee haben und sich noch nicht sicher sind ob es zum Gründen reicht. Das Barcamp bietet die Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten, Gründern und Beratern auszutauschen und sein Gründungsvorhaben ohne Schwellenangst zu entwickeln. 

Könnten Sie uns das Konzept des EGZ kurz beschreiben? Und wie hat es sich in den letzten 20 Jahren nach entwickelt?

Maßgeblich aufgebaut und geprägt hat das EGZ mein Vorgänger Norbert Forster. Seine Vier Säulen Strategie verfolgen wir heute nach wie vor. Sie besteht aus passenden Räumen, einem großen Beraternetzwerk, Service und Beratung. Mir war wichtig, dass wir das Haus fit für die digitale Zeit machen. Seit Anfang 2016 haben wir alle Räume an eine Glasfaserverkabelung angeschlossen. Im Keller befindet sich ein klimatisierter Serverraum, der durch eine Sternverkabelung alle Räume im Haus verbinden kann. Damit und mit unserer 100 Mbit Standleitung haben unsere Startups die notwendigen digitalen Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten, die sie zum Wachsen und Arbeiten in der vernetzten Welt brauchen.

Sie haben allein im letzten Jahr 81 Gründerberatungen durchgeführt. Welche Fragen werden bei solchen Terminen am Häufigsten gestellt?

An allererster Stelle stehen die Finanzierung und die Fördermöglichkeiten, danach folgen Fragen zur Unternehmensform und zur sozialen Absicherung.  

Auch aufgrund der Anzahl der Beratungen, die Sie durchgeführt haben, hat man den Eindruck, dass Ingolstadts Gründerszene wächst und gedeiht. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Ich hoffe sehr, dass wir das zarte Pflänzchen einer Gründerszene in Ingolstadt weiter wachsen sehen werden. Bisher hat ein zentraler Anlaufpunkt in der Innenstadt gefehlt. Wir sind mit dem EGZ leider zu weit draußen, haben aber mit dem Digitalen Gründerzentrum brigk jetzt genau die Einrichtung die Ingolstadt braucht. Wichtig ist, dass wir die Erfolge der Ingolstädter Startups auch über unsere Grenzen hinaus bekannt machen. 

Seit 2017 gibt es nun auch das brigk, als digitales Gründerzentrum. Sehen Sie das brigk als Wettbewerber oder als Kooperationspartner?

Das brigk ist für uns mehr Kooperationspartner und Schwester-Zentrum als Wettbewerber. Sicher gibt es Überschneidungen, aber insgesamt gesehen ist es zusammen besser als alleine. Wir haben zum Start des brigk einen unserer Gründer an das neue Zentrum verloren, konnten den Platz aber sofort an ein anderes Startup weitergeben. Das brigk hat einen wesentlich eingeschränkteren Fokus auf Digitale Gründer und schickt uns die anderen. Umgekehrt senden wir dem brigk alle digitalen Gründer, da diese dort ganz anders und viel intensiver betreut werden können als bei uns. Insgesamt ergänzen wir uns und schaffen gemeinsam Synergien für die Gründerszene der Region 10. In meiner Zeit als Geschäftsführer hatten wir immer Startups auf der Warteliste. Das zeigt, dass die zusätzlichen Kapazitäten durch das  brigk in Ingolstadt auf alle Fälle sinnvoll sind. Zudem ist das brigk für uns eine Art Vorstufe. Ich nutze dazu gerne einen  bildlichen Vergleich. Das brigk entwickelt aus einem Samen einen Setzling. Wir sehen uns als die Baumschule, die den Setzling zu einem Baum wachsen lässt, der dann idealerweise seinen Sitz in Ingolstadt oder der Region 10 findet.

Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel hat in diesem Jahr die „Digitalisierungsoffensive“ ausgerufen. Was erhoffen Sie sich davon für die Gründer in Ingolstadt?

Wir müssen als Standort um die digitalen Talente kämpfen. Digitale Startups sind heute ultramobil, da sie ihr Business über das Internet von überall in der Welt aus steuern können. Daher müssen wir etwas Besonderes bieten. Die Ideen und Konzepte unseres Oberbürgermeisters sind genau die richtige Strategie um Ingolstadt weiter attraktiv zu machen. Denn es gilt, die digitalen Köpfe und Talente die hier sind zu halten und neue hierher zu bringen.

Was fehlt den Gründern, Ihrer Meinung nach, in Ingolstadt, um besser starten zu können?

Am meisten wünsche ich mir mehr Unterstützung und Vertrauen im Umfeld von Gründungswilligen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir in Deutschland leider sehr sicherheitsorientiert sind. Lieber ein festes gleichbleibendes Einkommen, als das Risiko eines eigenen Unternehmens und gerade am Anfang schwankenden Einkommens. Auch die Einstellung zu gescheiterten Projekten muss sich ändern. Wer wagt gewinnt sagt ein Sprichwort, leider kann man genauso leicht verlieren. Aber wenn sich keiner mehr traut Neuland zu betreten, ändert sich nichts und es entstehen keine neuen Ideen und Geschäftsmodelle. Ausprobieren muss belohnt werden, auch wenn es mal nicht klappt. Oft sind auch externe Faktoren Schuld am Scheitern. Menschen und vor allem junge Leute, die sich in die Selbständigkeit wagen, sollten bei einer Bruchlandung nicht stigmatisiert werden. Da können wir noch sehr viel von den USA, aber auch anderen Ländern lernen. 

Ein weiterer wichtiger Baustein für das EGZ ist das China Zentrum Bayern, für das Sie auch verantwortlich sind. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit China entwickelt?

Die China Strategie unseres Oberbürgermeisters war ein gewagtes Unterfangen. China und unsere Partnerstadt Foshan sind maximal von uns entfernt, sowohl geografisch, als auch kulturell und sprachlich. Zudem ist Foshan die jüngste der 10 Partnerstädte Ingolstadts. Die Zusammenarbeit mit China ist  eine Herausforderung, aber ich liebe Herausforderungen. Wir sind inzwischen bei 14 chinesischen Startups im EGZ und weitere 3 Firmen stehen kurz vor der Entscheidung. Wir sind Partner der China International  Investment Promotion Agency, die direkt dem chinesischen Wirtschaftsministerium untersteht. Gemeinsam mit Foshan befeuern wir die Chinesisch-Deutsche Industrie Städte Allianz, die sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat. Regelmäßige Besuche und ein reger Austausch zwischen den Partnerstädten in allen Bereichen zeigt die hervorragende Zusammenarbeit. Für Chinesische Startups sind wir inzwischen ein Geheimtipp. Noch können wir von den Möglichkeiten her nicht mit unserem Vorbild Düsseldorf mithalten, aber wir entwickeln uns schnell.

Welchen Rat würden Sie jedem Gründer mit auf den Weg in die Selbständigkeit geben?

Glaubt an Euch und Eure Idee. Lasst Euch nicht abbringen von anderen, weniger Wagemutigen. Nur wer selbst für seine Idee brennt, kann andere anzünden. Für alles andere gibt es Unterstützung durch uns, die IHK, HWK, das brigk und den Beraterpool Ingolstadt e.V. und viele mehr. Wir brauchen Gründer und neue Ideen in unserem Land. Stillstand ist Rückschritt. Startups sind der Motor für die Weiterentwicklung und die digitale Transformation.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ingolstadt soll sowohl zu einem Zentrum für chinesische Startups in Süddeutschland als auch zu einem Hotspot für digitale Gründer werden. Wir haben zu beiden Zielen die passenden Voraussetzungen geschaffen.