250 Tage Geschäftsführer im EGZ - Interview mit Hannes Schleeh

Seit 01. Oktober 2014 sind Sie nun Geschäftsführer im Existenzgründerzentrum Ingolstadt. Nach einer Ausbildung in der Gastronomie und einem BWL-Studium an der Fachhochschule Ludwigshafen und der University of the West of England in Bristol waren Sie fünfzehn Jahre als Stellvertreter des Geschäftsführers der Maschinenring Deutschland GmbH tätig. Seit 250 Tagen sind Sie nun als Geschäftsführer im Existenzgründerzentrum Ingolstadt beschäftigt.

Was haben Sie als neuer Geschäftsführer im EGZ vorgefunden und wo setzen Sie Ihre Akzente?

Das Existenzgründerzentrum ist ein sehr gut eingeführtes und erfolgreiches Gründerzentrum. Knapp 200 erfolgreiche Firmenauszüge mit fast 600 Mitarbeitern in 17 Jahren ist eine beeindruckende Bilanz meiner Vorgänger. Das EGZ ist über die Region hinaus bekannt. Eine sehr hohe Auslastung (100 %) und hohe Erfolgsquote der Firmen (99 %) zweigen, dass das Konzept erfolgreich ist und stimmt.
Mein Schwerpunkt als dritter Geschäftsführer des EGZ's liegt im Digitalen. Aus meiner Sicht wird sich unsere Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren durch die Digitalisierung noch massiv verändern.
Als Exportnation und Land ohne Bodenschätze müssen wir trotz Datenschutzbedenken darauf achten, dass wir an den neuen Geschäftsmodellen partizipieren können. 
Die Bedeutung dieses Wirtschaftsbereichs wird sehr stark zunehmen, wie wir im Zuge unserer China-Reise ins Reich der Mitte und China-Strategie feststellen konnten.

Was ist die China-Strategie?

Noch bevor ich am 01.10.2014 als Geschäftsführer im EGZ angefangen hatten, habe ich vom Oberbürgermeister Dr. Lösel die Aufgabe bekommen eine China-Strategie für Ingolstadt und die Region zu erarbeiten. Vorbild für uns ist und war Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen, die es geschafft haben ein sehr china-freundliches Umfeld zu schaffen. Dort sitzen inzwischen sehr viele Europazentralen chinesischer Firmen.
Wir wollen das in Bayern werden, was Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen geschafft hat.

Welche Bedeutung hat das China-Zentrum-Bayern?

Noch sind wir ganz am Anfang, aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, dem Namen gerecht zu werden. Dreh- und Angelpunkt des China-Zentrums-Bayern ist die Stadt Ingolstadt und die Region Foshan. Mit der 10. Partnerstadt wollen wir nicht nur den kulturellen und touristischen Austausch pflegen, sondern auch wirtschaftlich eng zusammenarbeiten. Der ersten großen Wirtschaftsdelegation im März, werden weitere regelmäßige Besuche folgen. Im Juni werden uns 65 Unternehmen aus Foshan in Ingolstadt besuchen.

Als China-Zentrum-Bayern sind wir nicht nur aus Foshan und Südchina fokusiert. Auch andere Regionen im chinesischen Riesenreich können und sollen sich bei uns niederlassen und wohlfühlen.
China hat trotz eines Rückganges in diesem Jahr die am stärksten wachsende Wirtschaft. Wer in den letzten Monaten in China war, kann nachvollziehen wie extrem sich diese Land entwickelt hat. Chinesische Firmen haben inzwischen auch außerhalb des eigenen Marktes, die Marktführerschaft übernommen, wie Huawei, die wir in Shenzhen besucht haben. Firmen wie DJI haben den neuen Markt ziviler Drohnen/Multikopter aufgebaut und erschlossen. Inzwischen werden manche Unternehmen Chinas von westlichen Mitbewerbern kopiert und nicht umgekehrt. 

Neben dem China-Zentrum-Bayern ist natürlich das Existenzgründerzentrum Ingolstadt Ihr wichtigstes Projekt. Wer kann sich im EGZ einmieten und welche Voraussetzungen braucht man dafür?

Voraussetzung für einen Mietvertrag im EGZ ist, dass das Unternehmen nicht älter als drei Jahre ist. Eine weitere Voraussetzung ist, dass wir freie Räume haben. Momentan ist das leider nicht der Fall, aber Ende 2015 steht ein größerer Auszug an und es werden dadurch wieder Flächen frei.
Man kann sich bei uns auf die Warteliste setzen lassen, denn die Mieter haben nur drei Monate Kündigungsfrist. Somit kann sich auch kurzfristig eine Gelegenheit ergeben.

Welche Veränderungen haben Sie in den letzten 250 Tagen im EGZ umgesetzt und was steht in der nächsten Zeit an?

Neben der dreisprachigen Internetseite für das China-Zentrum-Bayern, die wir in der Rekordzeit von zwei Monaten umgesetzt haben, werden gerade die Seiten des EGZ und des BeraterPool neu gestaltet.
Mit unserer Facebook-Seite und einem Youtube-Kanal wollen wir die junge Zielgruppe erreichen. Dazu werden wir am 24./25.10.2015 im EGZ ein BarCamp veranstalten. Tickets sind bereits unter www.grndr.de erhältlich.
Unseren größten Gesellschafter, die IFG konnte ich davon überzeugen, das Gebäude mit Glasfaser auszustatten. Damit steht ab Ende 2015 allen Mietern ausreichend Bandbreite und die passende Internetinfrastruktur zur Verfügung.
Ein Studio mit Greenscreen-Technologie in einem fensterlosen Raum wird für den YouTube-Kanal genutzt, steht aber auch als Video-Konferenzraum und Produktionsraum für Startups zur Verfügung.

Welche Veranstaltungen sind im Jahr 2015 noch geplant?

Neben dem schon bewährten Programm Business-Forum, Experten-Forum und Businessplan-Zirkeltraining haben wir das vorhin erwähnte BarCamp sowie einen China-Kongress mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Rupert Stadler, Vorstand der Audi AG in der Planung.

Welche Ziele verfolgen sie mit dem Existenzgründerzentrum in den nächsten Jahren?

Ausweitung der China-Strategie und Ansiedlung wichtiger chinesischer Unternehmen zum einen. Aufbau einer gut vernetzten Community in Zusammenarbeit mit den Gründerinitiatoren an den Hochschulen Ingolstadts.

Selbständigkeit und Gründergeist in der gesamten Region zu erstreben. Unsere Wirtschaft braucht dringend Neugründungen.